Im Sommer 2015 war ich zwei Wochen auf Rückzug im wunderbaren Schlossensemble Eschelberg. In der Vorbereitung darauf „musste“ ich plötzlich dringend eine Blütenpresse besorgen. Das Ding ist schwer, es musste aber in den Koffer, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was genau ich damit anstellen möchte. Nun, einige Monate später, weiß ich es. Diese Naturwunderbilder wollten entstehen. Das Gestalten der Bilder macht mir sehr viel Freude. Ich betrachte jedes einzelne Blatt so lange, bis ich die Essenz erfasst habe und den zur Seele des Blattes passenden Ausschnitt wählen kann. Und immer und immer wieder bin ich erstaunt über die Vielfalt an Linien, Zacken, Bögen, Punkten, Farben, die ein Blatt haben kann.
Was das mit Mut zu tun hat? Es ist für mich ein Beispiel dafür, den Mut zu haben, seiner inneren Stimme zu folgen: eine schwere Blütenpresse einzupacken, auch wenn man in dem Augenblick nicht weiß, wofür das gut sein soll. Manche Dinge offenbaren sich einfach später.
Immer wieder bringe ich Rindenstücke von meinen Ausflügen in die Natur mit. Bis dato waren ein paar einfach Deko in meiner Wohnung, der Rest führte ein stiefmütterliches Ladenleben. Und dann hat es klick gemacht, und es war klar, dass sie wie die Blätter aus Eschelberg ihre Schönheit und Einmaligkeit auch wunderbar in diesen Passepartouts entfalten können. Hier das Ergebnis:
Kunst hat viel mit Zufall zu tun, finde ich. Oder auch mit Offenheit. Als eine Freundin mir eine wunderbare Amaryllis brachte und die Blüte zu verwelken begann, habe ich beobachtet, dass sie ihre Struktur und Konsistenz sehr verändert. Das hatte mich interessiert, also begann ich, die Blüten in unterschiedlich verwelkten Stadien zu trocknen und zu pressen. Vor dem Ergebnis hab ich richtiggehend Ehrfurcht: die Blätter werden fast durchscheinend. Also ob das Leben dahinter sich offenbaren würde, wenn die erste Schicht Lebendigkeit sich verabschiedet. Leben im Wandel.